Kritisch beäugt! Grenzüberschreitende Umweltverträglichkeitsprüfung zu dänischem Endlager für radioaktive Stoffe

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atmmuell(CIS-intern) – Dänemark prüft im Rahmen einer grenzüberschreitenden Umweltverträglichkeitsprüfung sechs verschiedene Standorte für ein Endlager für schwach- und mittelradioaktive Stoffe. Das Lager soll alle dänischen schwach- und mittelradioaktiven Abfälle aus Betrieben, Forschungsaktivitäten und dem Rückbau der Forschungseinrichtung Risø aufnehmen. Zu den potenziellen Standorten gehört Rødbyhavn auf der Insel Lolland. Das schleswig-holsteinische Energiewendeministerium hat im Rahmen der Umweltverträglichkeitsprüfung Stellung genommen.

Energiewendeminister Robert Habeck erklärte dazu heute (26. Januar 2015) „Deutschland hat vor Jahrzehnten den Fehler gemacht, ins Atomstromzeitalter einzusteigen. Dänemark war da klüger und hat nie Atomstrom produziert. Das ist anerkennenswert. Dennoch sind radioaktive Abfälle aus Forschung, Industrie und Medizin angefallen. Sie müssen sicher in ein Endlager verbracht werden. Es ist wichtig und richtig, dass Dänemark dafür den Standort sucht, der nach heutigen Erkenntnissen am besten geeignet ist und insbesondere die größtmögliche Sicherheit bietet.“

Foto: Thorben Wengert / pixelio.de

In seiner Stellungnahme merkt das Energiewendeministerium einige kritische Punkte an. Besonders geht es darauf ein, dass das Lager auch für „Sonderabfälle“ – wie bestrahlte Brennelemente aus Experimenten –genutzt werden könnte. Dies sehen die dänischen Dokumente vor, „falls keine andere Lösung für diese Abfälle gefunden wird“. Anhaltspunkte, dass eine solche andere Lösung gefunden wird, liefert der Umweltbericht nach Auffassung des schleswig-holsteinischen Energiewendeministeriums allerdings nicht. Eine gemeinsame Lagerung von Brennelementen mit schwach- und mittelradioaktiven Abfällen hätte aus Sicht des Energiewendeministeriums aber erhebliche Auswirkungen auf die Sicherheitsanforderungen. Welche Wärme die Brennelemente gegebenenfalls entwickeln würden, sei den ausgelegten Dokumenten zudem nicht zu entnehmen. Der Umfang der Wärmeentwicklung sei aber für das Konzept des Lagers von großer Bedeutung.

Darüber hinaus weist das Energiewendeministerium darauf hin, dass der Standort Rødbyhavn im Nahbereich erheblichen Personen- und Güterverkehrs sowie touristisch genutzter Gebiete liegt. Auf der schleswig-holsteinischen Insel Fehmarn – so das Energiewendeministerium – werde von einem Großteil der Bevölkerung befürchtet, dass die bloße Existenz eines Atommülllagers in direkter Nachbarschaft erhebliche Einbußen für Fehmarn als Urlaubsregion mit sich bringen würde. Diese Befürchtung werde durch die öffentlich ausgelegten Dokumente nicht widerlegt.

Weiterhin bemängelt die Stellungnahme, den ausgelegten Dokumenten sei kein Störfallspektrum unter Berücksichtigung der Lagerart und der dabei prognostizierten Emissionen zu entnehmen. Es fehlten außerdem tiefergehende Informationen zu den Abfalleigenschaften, dem Lagerkonzept, der Auslegung, dem vorgesehenen Betrieb, möglichen Störfällen und zum Transport der Abfälle zum Lagerort.

So schlössen die dänischen Dokumente nicht aus, dass ausländischer Atommüll auf dem Transitweg – über deutsche Straßen – nach Dänemark eingeführt werden könnte, damit das Endlager durch Gebühreneinnahmen wirtschaftlicher betrieben werden kann.

Das Energiewendeministerium hat darum gebeten, dass Dänemark diese Hinweise im weiteren Verfahren und insbesondere bei der Standortentscheidung berücksichtigt und die schleswig-holsteinische Seite im weiteren Verfahren auf dem Laufenden hält.

Pressetext: Nicola Kabel | Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume

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