Insel Föhr: Auffrischen & Abschalten: Winterurlaub in der Friesischen Karibik

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Foto: © Schutzstation Wattenmeer Föhr(CIS-intern) –  Der Frost hat den Himmel ausgefroren. Auf dem Dünengras glitzert die Morgensonne, die Luft über dem Watt ist klar und frisch. In der Ferne sind die Halligen zu erkennen, im Westen Amrum – davor strahlend in kaltem Blau die Nordsee. Es ist ein schönes Winterpanorama am 15 Kilometer langen Strand auf der Nordfriesischen Insel Föhr. Dort, wo aus Nordseewellen Eis geworden ist, klirren die Schritte und die sehnsuchtsvollen Rufe der Möwen begleiten den einsamen Wanderer. Auffrischen und Abschalten. Im Herzen des Weltnaturerbes Wattenmeer: In der Friesischen Karibik.

Foto: © Schutzstation Wattenmeer Föhr

In der Luft liegt ein saftiges Aroma – süß und satt. Enken Brodersen erhitzt im Topf vorsichtig Zucker, gibt Aromen dazu oder knetet Lakritzpulver ein. Nicht nur Kinder schauen mit großen Augen zu. “Das ist Bonbonherstellung nach traditionellem Rezept und alter Väter Sitte“, sagt sie. Enken Brodersen und ihre Mitarbeiter stellen Bonbons und Lutscher her, die stehen hier im Inseldorf Oevenum in vollen, gut gefüllten Gläsern im Regal – und sie zeigen gern, wie das geht, bieten auch Workshops an. Ist der Zucker mit Geschmack erst einmal geschmolzen, wird gerührt, geknetet und gezogen. Die zähflüssige Masse dreht Enken Brodersen dann durch eine historische Walze (“…die ist mehr als hundert Jahre alt und stammt aus Philadelphia!“), am Ende klappern die Bonbons heraus. Als sich Brodersen ihren Traum wahrmachte und die Bonbonmanufaktur eröffnete, tüftelte sie nicht nur monatelang an den richtigen Mischungen herum, sondern sie fragte sich auch “…wo bekomme ich bloß die Geräte dafür her?“ Nun gibt es hier Klassiker wie die rot-weiß gestreiften Pfefferminzbonbons oder Lakritz-Salmiak-Pastillen zum Durchatmen. “Der Phantasie sind fast keine Grenzen gesetzt“, sagt Enken Brodersen und dreht die Bonbonwalze. Damit es wieder Süßkram gibt, Snupkroom also, Naschen auf Friesisch – und so wird es gemacht. foehrersnupkroom.de

 

Im Oktober 2018 eröffnete in Wyk auf Föhr das Upstalsboom Wellness Resort Südstrand. Hier lädt ein rund 2.000 m² großer SPA- und Wellnessbereich ein, sich vom Alltag zu erholen und neue Kraft zu tanken – das »eilun spa« steht durch Day-Spa-Tickets auch externen Feriengästen und Insulanern zur Verfügung. Ein Schwerpunkt sind die individuellen, gemeinsam mit dem Gast zusammengestellten Anwendungen: Zum Beispiel nach den vier Elementen Feuer und Wasser, Erde und Luft: “Der Gast bucht vorab ein Zeitfenster und bestimmt dann die Elemente, mit denen er sich am wohlsten fühlt“, so SPA-Managerin Heike Lehner. “Massagen stehen für das Feuer und kosmetische Behandlungen für das Wasser, eine Meditation als Achtsamkeit für die Erde und Fitness für die Luft.“ Und dann kann man einfach wieder nur daliegen und den Blick schweifen lassen über die Nordsee hin bis zu den Halligen. Mitten im Winter, wenn die Insel wohl am ehrlichsten und authentischsten ist. Wild und wunderbar, reduziert auf die Elemente. Auf das Wesentliche.

 

Auf andere Art kann man sich in der Bar »hygge« des Upstalsboom Wellness Resort Südstrand in Wyk aufwärmen. Für Hartgesottene, die nach einer Wanderung durch Sturm am Strand hier einkehren, mixt Barchef Stefan Liedtke einen Manhattan – das Föhrer Nationalgetränk. Einen Teil Canadian Club Whisky, einen Teil Martini Rosso, einen Teil Martini Bianco und – ganz wichtig – eine aufgespießte Cocktailkirsche für das Glas. Was hat Manhattan denn mit Föhr zu tun? “Viele Föhrer sind damals nach Amerika ausgewandert und haben den Manhattan-Cocktail aus New York mitgebracht. Der etablierte sich seither als Föhrer Manhattan auf der Insel“, erklärt Liedtke. In der modernen Bar, »hygge« (dänisch: Gemütlichkeit), setzt sich das klare, helle und geradlinige Design des Hotels fort. Kamin sowie Jazz- und Loungeklänge zaubern eine dezente Stimmung und angenehme Atmosphäre. www.resort-suedstrand-foehr.de

 

Es dämmert, die Dunkelheit schleicht sich über die Nordsee hier am Strand vor Wyk auf Föhr. Am westlichen Ende des Südstrands beginnt die Einsamkeit, dorthin – und weiter hinaus – führt die Märchen- & Fackelwanderung der Schutzstation Wattenmeer. Yola Hörschelmann verteilt die Fackeln. Die junge Frau verbringt ein Freiwilliges Ökologisches Jahr bei der Schutzstation auf Föhr. Sie führt die Gruppe nach Westen und in die Dunkelheit. Und sie erzählt Geschichten. Fackelschein flackert in das Blau der beginnenden Nacht, fordernd und verschluckend fallen die Wellen auf den Sand – die Atmosphäre ist stimmig, das hat was. Märchen von Föhr, das sind oft auch solche vom Meer. Von Oterbaankin beispielsweise. Kleine Kobolde, die im ewigen Clinch mit den Menschen leben. “Die Oterbaankin konnten nur in der Nacht herauskommen und ihr geheimes Leben leben. Dann, wenn die Menschen ihr Tagwerk vollbracht hatten und schliefen“, erzählt Yola. Wie schön aber wäre es, auch am Tage unterwegs zu sein. Also lockten die Oterbaankin den faulen Peter mit einer List. Auf, dass er und seine Mitmenschen auch tagsüber nichts mehr tun brauchten. Und die Oterbaankin damit auch den Tag gewonnen hatten. Wie und was dies damit zu tun hat, dass Meerwasser salzig ist? Auch das erfahren die Föhr-Gäste bei der Märchenstunde am Strand– gepaart mit natur- und inselkundlichen Aspekten.

 

Neben der Märchen- & Fackelwanderung bietet die Schutzstation Wattenmeer auf Föhr im Winter weitere inselkundliche Wanderungen und Spaziergänge an. In der Wattwerkstatt können Gäste zudem den Lebensraum Wattenmeer untersuchen und kennenlernen. “Interessant ist auch eine Wanderung am Strand mit dem besonderen Blick auf das, was angespült wird“, so Yola Hörschelmann. “Gerade im Winter, wenn die Stürme häufiger sind, findet sich oft ein spannendes Sammelsurium am Spülsaum.“ Ob Muschel oder Moostierchen, im Winter ist genug Zeit und Muße zum Suchen, Schauen und zum Erklären. “Wer mag, kann seinen Fund gern mit zu uns in die Wattwerkstatt nehmen und dort mit einem Mikroskop genauer hinschauen.“ Dort hängt auch eine Sammlung an der Wand, installiert aus dem, was auf einem Kilometer Strand gefunden wurde. Sei es eine Spülmittelflasche aus den 60er-Jahren. Müll also auch. Und das regt zum Nachdenken an. Und Bernstein? “Ich selbst habe hier noch keinen gefunden“, sagt Yola, “…aber das will ja nichts heißen!“ Und denjenigen, die auch – noch – nichts gefunden haben, helfen die Mitarbeiter von der Schutzstation Wattenmeer aus. “Bei unseren Bernsteinschleifkursen darf sich jeder Teilnehmer ein Stück aussuchen und dann mit Schleifpapier, zum Schluss mit Zahnpasta und Waschlappen, polieren.“ Dann beginnt Bernstein magisch zu glänzen. Und offenbart vielleicht sein Mysterium. “Das ist eigentlich erhärtetes Harz, rund 35 Millionen Jahre alt – manchmal finden sich im Bernstein sogar eingeschlossene Insekten!“, berichtet Yola. Spannend bleibt es also bis zum Schluss. www.schutzstation-wattenmeer.de/unsere-stationen/foehr

 

Betritt man das urige Friesenhaus im Inseldorf Oldsum, erwartet man dezentes Stimmengewirr, der Duft nach Tee, nach Kaffee und im Winter auch nach Bratäpfeln. »Stelly´s Hüüs« ist nicht nur ein Café – es ist auch Teeladen und Töpferstube. Mit den Holzfußböden und offenen Balken, mit den Kissen auf den Sofas und den verschwiegenen Ecken in den Alkoven, mit liebevoll gesammelten Werken und Kerzen – es ist ein urgemütliches Einkehren, wie in ein heimeliges Wohnzimmer. Kommt hinzu, dass man hier manchmal der Töpferin Annetta König bei der Arbeit zusehen kann. Die im »Stelly´s Hüüs« hergestellten Gebrauchskeramiken zieren nicht nur das Café, sondern es gibt sie hier auch zu kaufen. Die hausgemachten Kuchen, Torten und Waffeln werden selbstverständlich auf eigener Keramik serviert. Schwarztees, Kräuter- und Rooibos-Mischungen wärmen, aus eigens entworfenen und getöpferten Tassen, den Gast nach einem winterlichen Spaziergang – und natürlich die Gemütlichkeit unterm Reetdach.
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